Am 26. März 2017 fand die Landtagswahl im Saarland statt. Offiziell wird sie „Wahl zum 16. Landtag des Saarlandes“ genannt.
Landtagswahlen 2017
- Saarland: Ergebnis der Landtagswahl vom 26. März
- Schleswig-Holstein: Ergebnis der Landtagswahl vom 7. Mai
- NRW: Ergebnis der Landtagswahl vom 14. Mai
- Niedersachsen: Landtagswahl vom 15. Oktober
- → Alle Landtagswahlen 2023 und 2024
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Analyse zum Ergebnis der Landtagswahl im Saarland
CDU-Überraschung
Das Ergebnis der Landtagswahl im Saarland ist durchaus überraschend: Die CDU erreicht mit 40,7 Prozent fast 5 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Prognose. Das sind auch 5,5 Prozentpunkte mehr als bei der Landtagswahl im Jahr 2012.
Dritte Amtszeit für Ministerpräsidentin des Saarlandes Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)
Foto: Metropolico.org auf Flickr (Update Ende 2017: Konto und Bild auf Flickr gelöscht). Lizenz: CC BY SA 2.0
Zum Vergleich: Die letzte Landtagswahl auf Bundesebene fand im September 2016 in Berlin statt. Dort konnte die CDU nur 17,6 Prozent der Wähler überzeugen, die Partei verlor 5,7 Prozentpunkte.
Die SPD bleibt stabil
Es wäre falsch, zu behaupten, dass der „Schulz-Effekt“ im Saarland ausgeblieben sei. Bei einer INSA-Umfrage Anfang Januar 2017 lagen die Sozialdemokraten noch bei 24 Prozent.
So profitiert die SPD auch im Saarland vom bundesweiten Aufschwung der Partei. Sie liegt am Ende bei 29,6 Prozent und verliert somit nur einen Prozentpunkt im Vergleich zur letzten Wahl.
Anke Rehlinger: doch nicht Ministerpräsidentin
Foto: SPD Saar/OLLI9476 auf Flickr. Lizenz: CC BY SA 2.0
Herbe Verluste für die Linke, AfD erstmals im saarländischen Landtag
Bei der Linkspartei gibt es keine Überraschung gegenüber der Prognose. Die Partei bekommt 12,9 Prozent der Wählerstimmen. Dies entspricht einem Verlust von 3,2 Prozentpunkten gegenüber 2012.
Die AfD kann ihre fulminanten Ergebnisse der Landtagswahlen des letzten Jahres nicht wiederholen. Sie schafft es dennoch, mit bescheidenen 6,2 Prozent in den Landtag einzuziehen.
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Grüne und Piraten fliegen aus dem Landtag, FDP bleibt außen vor
Die Grünen verlieren einen Prozentpunkt gegenüber 2012. Mit 4,0 Prozent der Stimmen scheitern sie an der Fünf-Prozent-Hürde und müssen den Landtag verlassen.
Erwartungsgemäß scheiden die Piraten ebenfalls aus. Bei der Landtagswahl im Saarland im Jahr 2012 konnte die Protestpartei überraschend 7,4 Prozent der Wähler für sich gewinnen. 2017 waren es nur noch 0,7 Prozent.
Die FDP gewinnt 2,2 Prozentpunkte dazu und kommt so auf 3,3 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Liberalen waren zuletzt in der Wahlperiode 2009–2012 im Landtag vertreten (9,2 Prozent der Stimmen bei der Landtagswahl 2009).
Ergebnis der Kleinparteien bei der Landtagswahl 2017
- Familien-Partei Deutschlands: 0,8 Prozent
- Piraten: 0,7 Prozent
- NPD: 0,7 Prozent
- Freie Wähler: 0,4 Prozent
Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen im Saarland
Bei den vier letzten Landtagswahlen schwankte die Wahlbeteiligung im Saarland zwischen 55,5 und 67,8 Prozent. Nach dem historisch niedrigsten Wert von 55,5 Prozent bei der Landtagswahl 2004 stieg die Wahlbeteiligung 2009 auf 67,6 Prozent. Bei den vorgezogenen Wahlen 2012 lag die Wahlbeteiligung bei 61,6 Prozent. Bei der Landtagswahl 2017 wählten 69,7 Prozent der Wahlberechtigten.
Prognose für die Landtagswahl im Saarland (veraltet)
„Schulz-Effekt“ auch bei der Landtagswahl im Saarland?
Obwohl das Saarland mit nur 1,2 Prozent der deutschen Bevölkerung das zweitkleinste Bundesland ist, wird die saarländische Landtagswahl auch bundesweit genau beobachtet.
Nachdem im Februar bekannt gegeben worden war, dass Martin Schulz für die SPD kandidieren werde, gab es bundesweit einen – auch für die SPD – überraschenden Anstieg um etwa 10 Prozent in den Umfragen.
Sogenannte „Sonntagsfragen“ sind in Bezug auf die Landtagswahl im Saarland – im Vergleich mit größeren Bundesländern – selten. Als Grundlage für die Prognose (siehe Diagramme) dienen folgende Umfragen:
- Forschungsgruppe Wahlen-Umfrage vom 23.03.2017 im Auftrag des ZDF
- INSA-Umfrage vom 22.03.2017 im Auftrag der „Bild“-Zeitung
Prognose für das Saarland: CDU bleibt stabil, SPD leicht im Plus
Im Vergleich zu der Landtagswahl 2012 zeigen sich laut Prognose nur wenig Veränderungen bei der CDU. Die Partei kann voraussichtlich bei einem mäßigen Zuwachs unterhalb von einem Prozentpunkt ihren status quo halten. Die SPD hingegen wird wahrscheinlich tatsächlich vom „Schulz-Effekt“ profitieren und 1,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2012 dazugewinnen.
Laut Prognose verliert die Linke am meisten: Die Partei könnte etwa 3,3 Prozentpunkte schlechter als bei der letzten Landtagswahl abschneiden.
Piraten verlieren den 4. Platz zugunsten der AfD
Es gilt als sicher, dass die Piraten den Einzug in den saarländischen Landtag 2017 nicht schaffen werden. Bei der letzten Landtagswahl erreichten die Piraten 7,4 Prozent und konnten 4 von 51 Sitzen im Landtag besetzen.
Seit Mitte 2016 tauchen die Piraten in Umfragen der großen Umfrageinstitute gar nicht mehr auf. Den Platz als viertgrößte Partei des Saarlandes wird voraussichtlich die AfD übernehmen, die bis zu 6 Prozentpunkte erreichten könnte.
Grüne bangen um ihre zwei Sitze im Landtag
Für die Grünen wird die Landtagswahl existenziell. Bei der Wahl 2012 lag die Partei mit 5,0 Prozent der Stimmen nur sehr knapp über der Fünf-Prozent-Hürde und konnte zwei Abgeordnete in den Landtag schicken. Sollten die FDP und die Grünen 2017 die Sperrklausel nicht überwinden, werden voraussichtlich nur vier Parteien im saarländischen Landtag vertreten sein.
FDP im Landtag nicht repräsentiert
Bei der Landtagswahl im Saarland 2009 konnte die FDP/DPS 9,2 Prozent Wählerstimmen für sich gewinnen und bildete mit CDU und Grünen eine „Jamaika-Koalition“. Diese Koalition scheiterte und bei den vorgezogenen Neuwahlen im Jahr 2012 konnte die FDP nur noch 1,2 Prozent der Wähler überzeugen und flog aus dem Landtag. Bei der derzeitigen Prognose liegt die Partei bei 3,3 Prozent.
Wird die Hälfte der Wähler im saarländischen Landtag nicht vertreten sein?
Sollten die Grünen und die AfD den Einzug in den Landtag nicht schaffen, könnten allein wegen der Fünf-Prozent-Hürde bis zu 14 Prozent der Wähler im saarländischen Landtag nicht repräsentiert werden.
Bei einer Wahlbeteiligung von 62 Prozent hätten sogar 46,7 Prozent1 der Wahlberechtigten keinen Vertreter im Landtag.
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- 40 % der Wahlberechtigten sind im Bundestag nicht repräsentiert
- Deutschland: eine Demokratie ohne das Volk?
Nächste Landtagswahl:
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