Landtags­wahl in Niedersachsen 2017: Ergebnis, Sitzverteilung, Koalitionen

Die Landtags­wahl in Nieder­sachsen 2017 fand am 15. Oktober 2017 statt. Offiziell wurde sie „Wahl zum 18. Nieder­sächsischen Landtag“ genannt.

 

Ergebnis der Landtags­wahl 2017 in Niedersachsen

Ergebnis

Ergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen
Wahlergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen

Ausgangslage

Landtagswahl in NDS (Ausgangslage)

Um den visuellen Vergleich zu erleichtern, wurden die Balken der Parteien im obigen Diagramm in der Reihenfolge des Ergebnisses der Landtagswahl 2017 dargestellt. Bei der Landtagswahl 2013 bekamen folgende Parteien mehr als ein Prozent der Stimmen (in „Sonstige“ enthalten):

  • Piraten: 2,1 Prozentpunkte
  • Freie Wähler: 1,1 Prozentpunkte

 

Sitzverteilung im Landtag

Bei der Landtagswahl werden die Abgeordneten des nieder­sächsischen Landtags gewählt. Der Landtag besteht regulär aus 135 Sitzen.

In der Praxis kann die Anzahl der Abgeordneten wegen Überhang- und Ausgleichs­mandaten größer sein: In der Legislatur­periode 2013–2017 hatte der Landtag in Nieder­sachsen 137 Abgeordnete, in der Legislatur­periode 2008–2013 waren es 152.

Im folgenden Diagramm wird entsprechend dem vorläufigen Ergebnis der Landtagswahl 2017 mit einer Anzahl von 137 Sitzen gerechnet:

Sitzverteilung im Landtag Niedersachsen nach der Landtagswahl - Ergebnis

Lesen Sie auch:

Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen in Niedersachsen

Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen in Niedersachsen

Wahlergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen (mit Nichtwähleranteil)

Bei der Landtagswahl 2017 in Niedersachsen lag die Wahlbeteiligung bei 63,1 Prozent. Üblicherweise wird sie bei der Darstellung von Wahlprognosen oder Wahlergebnissen nicht berücksichtigt.

Die Hauptgründe für die Enthaltung bei Landtagswahlen sind nicht Desinteresse oder Gleichgültigkeit, sondern politische Gründe wie Unmut über Politiker oder Unzufriedenheit mit den Programmen der Parteien.1

Beim folgenden Diagramm werden die Nichtwähler nicht ignoriert, sondern ebenso wie die Parteien im Verhältnis zu der Zahl der Wahlberechtigten dargestellt.

Ergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen (Mit Nichtwähler)

Werbung

Mögliche Koalitionen nach der Landtagswahl 2017 in Niedersachsen

Bei den möglichen Koalitionen nach der Landtags­wahl wird laut vorläufigem Ergebnis mit einer Besetzung des Landtags mit 137 Sitzen gerechnet. Inklusive Ausgleichs- und Überhang­mandaten ergibt sich ab 69 Sitzen eine Mehrheit im Landtag.

Koalitionen nach der Landtagswahl in Niedersachsen (NDS)

In den folgenden Diagrammen ist jeweils die Anzahl der Sitze möglicher Koalitions­parteien im Bundestag angegeben. Der Pfeil markiert den Punkt, ab dem eine Koalition mehrheits­fähig ist.

Legende: Grüne Zahlen bedeuten eine Mehrheit der Wähler­stimmen beziehungs­weise der Sitze im Bundestag. Rote Zahlen hingegen signalisieren, dass diese Koalition keine Mehrheit hat.

Große Koalition (CDU + SPD)

CDU
50
SPD
55
Restl.
32
  • Wählerstimmen laut Ergebnis: 70,5 %
  • Sitze im Landtag laut Ergebnis: 105 von 137
  • Letzte Große Koalition im Landtag Nieder­sachsen: 1967 – 1970

Vor der Wahl galt eine große Koalition in Nieder­sachsen als un­wahrscheinlich. So sagte derzeitiger Minister­präsident Stephan Weil (SPD) Ende September:

„Eine Große Koalition ist für mich und für die Landes-SPD extrem unwahrscheinlich und steht nicht zur Debatte.“

Ampelkoalition: Rot-Gelb-Grün (SPD + FDP + Grüne)

SPD
55
FDP
11
G
12
Restl.
59
  • Wählerstimmen laut Ergebnis: 53,1 %
  • Sitze im Landtag laut Ergebnis: 78 von 137
  • Letzte Ampelkoalition im Landtag NDS: noch nie vorgekommen

Am Tag nach der Wahl hat die FDP zum wiederholten Male eine Ampelkoalition in Niedersachsen ausgeschlossen.2 So sagte FDP-Spitzenkandidat Stefan Birkner:

Die Liberalen stehen Rot-Grün für eine Mehrheitsbeschaffung nicht zur Verfügung.

Jamaika-Koalition (CDU + FDP + Grüne)

CDU
50
FDP
11
G
12
Restl.
64
  • Wählerstimmen: 49,8 %
  • Sitze im Landtag: 73 von 137
  • Letzte Jamaika-Koalition in Niedersachsen: noch nie vorgekommen

Rot-grüne Koalition (SPD + Grüne)

SPD
55
G
12
Restl.
70
  • Wählerstimmen: 45,6 %
  • Sitze im Landtag: 67 von 137
  • Letzte Rot-grüne-Koalition in Niedersachsen: 2013–2017

Schwarz-grüne Koalition (CDU + Grüne)

CDU
50
G
12
Restl.
75
  • Wählerstimmen laut Ergebnis: 42,3 %
  • Sitze im Landtag laut Ergebnis: 62 von 137
  • Letzte schwarz-grüne Koalition im Landtag Niedersachsen: noch nie vorgekommen

Lesen Sie auch:

Geschlechterverhältnis im Land­tag Nieder­sachsen vor der Landtagswahl 2017

Nach der Landtags­wahl 2017 beträgt der Anteil weib­licher Abgeordneter im Land­tag 27,7 Prozent:

  • Im 18. Niedersächsischen Land­tag sitzen dem­zufolge 2,6-mal so viele Männer wie Frauen.
  • Der Frauenanteil nach der Landtags­wahl 2017 ist noch niedriger als in der ver­gangenen Legislatur­periode (28,5 Prozent).
  • Der Frauen­anteil im Landtag Nieder­sachsen ist somit deutlich niedriger als der im Bundestag (30,7 Prozent).

Frauenanteil 2017

Frauenquote im Landtag Niedersachsen

Ausgangslage

Frauenanteil im Landtag Niedersachsen

Im Vergleich zu den anderen Bundes­ländern liegt Nieder­sachsen damit im unteren Mittelfeld. Das Bundesland mit dem höchsten Frauenanteil im Landes­parlament ist Thüringen: Dort beträgt der Frauen­anteil 40,6 Prozent. Schlusslicht ist Baden-Württemberg mit nur 24,5 Prozent Frauen im Landtag.

Werbung

Wahlergebnisse der Klein­parteien bei der Landtags­wahl in Niedersachsen

Der Abstand zwischen den Ergebnissen der großen und der kleinen Parteien war in Nieder­sachsen besonders groß. So bekam die größte der Klein­parteien, die Tierschutz­partei, nur 0,7 Prozent der Zweitstimmen.

Hier die Ergebnisse der Kleinparteien:

  • Tierschutzpartei
    27.098 Zweitstimmen (0,7 Prozent)
  • Die PARTEI
    22.553 Zweitstimmen (0,6 Prozent)
  • FREIE WÄHLER
    14.850 Zweitstimmen (0,4 Prozent)
  • PIRATEN
    8.441 Zweitstimmen (0,2 Prozent)
  • BGE (Bündnis Grundeinkommen)
    5.144 Zweitstimmen (0,1 Prozent)
  • DM (Deutsche Mitte)
    4.473 Zweitstimmen (0,1 Prozent)
  • V-Partei³
    4.141 Zweitstimmen (0,1 Prozent)
  • ÖDP
    4.053 Zweitstimmen (0,1 Prozent)
  • LKR (Liberal-Konser­vative Reformer) Niedersachsen
    953 Zweitstimmen (0,0 Prozent)

Folgende Parteien sind nur mit Direkt­kandidaten angetreten: EB (0,1 % Erststimmen), Bündnis C (0,0 %), Die Grauen (0,0 %).

Spitzenkandidaten bei der Landtags­wahl 2017 in Niedersachsen

Stephan Weil (SPD)

Im September 2006 wurde Stephan Weil (58) im ersten Wahl­gang mit absoluter Mehr­heit zum Ober­bürger­meister Hannovers gewählt. Seit 2012 ist er Landes­vorsitzender der SPD Nieder­sachsen. Nach der Landtags­wahl 2013 wurde Weil nieder­sächsischer Ministerpräsident.

Kandidat der SPD bei der Landtagswahl in Niedersachsen

Stephan Weil (SPD) ist seit 2013 nieder­sächsischer Ministerpräsident.

Foto: SPD in Niedersachsen. Quelle: Flickr. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Auf Bundesebene ist Stephan Weil seit 2013 Mitglied des Bundes­rats für das Land Nieder­sachsen. Dort war er turnus­gemäß 2013/2014 Präsident des Bundesrats.

Bernd Althusmann (CDU)

Der 50-jährige Bernd Althusmann wurde bereits 1994 Mitglied des Nieder­sächsischen Landtages. 2010 bis 2013 war er nieder­sächsischer Kultus­minister. Nach der Nieder­lage der CDU bei der Landtags­wahl 2013 konnte er nicht wieder in den Landtag einziehen.

Bernd Althusmann (CDU), Kandidat für die Landtagswahl in Niedersachsen

Bernd Althusmann, Spitzen­kandidat der CDU für die Landtagswahl in Niedersachsen

Foto: CDU in Niedersachsen. Quelle: Flickr. Mit Erlaubnis des Urhebers.

2013 bis 2016 war Althusmann Leiter der Auslands­vertretung der Konrad-Adenauer-Stiftung Namibia und Angola.3 Ende 2016 wurde er zum Landes­vorsitzenden und zum Spitzen­kandidaten der CDU für die Landtags­wahl 2017 gewählt.

Anja Piel (Bündnis 90/Die Grünen)

Von 2010 bis 2013 war Anja Piel Landes­vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Niedersachsen. Schon bei der Landtagswahl 2013 war sie Spitzen­kandidatin der Grünen.

Landtagswahl Niedersachsen - Kandidatien der Grünen

Anja Piel, Spitzenkandidatin der Grünen

Foto: Martin Rulsch. Quelle: Wikimedia Commons. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bei der letzten Landtagswahl verzeichneten die Grünen mit 13,7 Prozent­punkten das beste Ergebnis der Geschichte der Partei in Niedersachsen. Seitdem ist Piel Mitglied des Landtags sowie Fraktions­vorsitzende der Grünen.

Stefan Birkner (FDP)

Der 1973 geborene Stefan Birkner ist seit 2011 Landes­vorsitz­ender der FDP Nieder­sachsen. Von Januar 2012 bis Februar 2013 war er nieder­sächsischer Minister für Umwelt und Klimaschutz.

Kandidat der FDP bei der Landtagswahl 2017 in Niedersachsen

Stefan Birkner ist Spitzen­kandidat der FDP bei der Landtagswahl 2017

Foto: FDP Niedersachsen. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Nach der Landtagswahl 2013 wurde Birkner Abgeordneter, seit 2017 ist er Vor­sitzender der FDP-Landtagsfraktion.

Wahl­programme für die Landtagswahl 2017

Hier finden Sie die Wahlprogramme der Parteien, die an der Landtags­wahl teilnehmen werden. Die Parteien werden in der Reihen­folge, in der sie in der Prognose dargestellt sind, vorgestellt.

Wahlprogramm der SPD Niedersachsen

Regierungsprogramm (Programm) der SPD NDS für die Landtagswahl 2017
Das Wahlprogramm der SPD nennt die Partei „Regierungs­programm“. Die SPD könnte im Rahmen einer Ampel­koalition regieren und den Minister­präsidenten stellen (siehe Abschnitt „mögliche Koalitionen“).

Hier können Sie das Programm der SPD herunterladen:

  • Regierungsprogramm der SPD Niedersachsen 2017–2022 (PDF, 154 Seiten)

Die SPD Niedersachsen hat keine Kurzfassung ihres Programms herausgegeben.

Wahlprogramm der CDU Niedersachsen

Programm der CDU Niedersachsen

Auch die CDU nennt ihr Programm „Regierungs­programm“. Tatsächlich könnte die CDU eine Jamaika­koalition führen und den Minister­präsidenten stellen (siehe Abschnitt „mögliche Koalitionen“).

Das Programm der CDU als PDF herunterladen:

Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen in Niedersachsen

Wahlprogramm der Grünen NDS

Das Programm der Grünen zur Landtags­wahl 2017 als PDF herunterladen:

  • Wahlprogramm der Grünen zur Landtagswahl 2017 (PDF, 101 Seiten)

Die Grünen Niedersachsen haben keine Kurz­fassung ihres Programms herausgegeben.

Wahlprogramm der FDP Niedersachsen

Landtagswahl in Niedersachsen - Programm der FDP

Das Programm der FDP für die Landtagswahl 2017 als PDF herunterladen:

  • Wahlprogramm der Freien Demokraten zur Landtagswahl in Niedersachsen (PDF, 41 Seiten): nicht mehr verfügbar.

Wahlprogramm der AfD in Niedersachsen

Landeswahlprogramm der AfD Niedersachsen

Das Programm der AfD zur Landtags­wahl 2017 als PDF herunterladen:

  • Landeswahlprogramm der AfD Niedersachsen zur Landtagswahl 2017 (PDF, 56 Seiten): nicht mehr verfügbar.

Die AfD Niedersachsen hat keine Kurz­fassung ihres Programms herausgegeben.

Wann findet die vorgezogene Landtagswahl statt?

Der neue Termin für die Landtags­wahl in Nieder­sachsen ist der 15. Oktober 2017. Genau drei Wochen davor fand die Bundestagswahl statt.

Warum wurde die Landtagswahl vorgezogen?

Ursprünglich sollte die Landtagswahl in Niedersachsen (NI/Nds.) erst am 14. Januar 2018 stattfinden. Am 4. August 2017 kündigte jedoch die bisherige Grünen-Abgeordnete Elke Twesten ihren Austritt aus der Landtags­fraktion sowie aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen an. Gleichzeitig trat sie der CDU-Landtags­fraktion bei.4

Landtagswahl in Niedersachsen

Sitz des Niedersächsischen Landtags: das Leineschloss in Hannover.

Foto: Christian A. Schröder. Lizenz: CC BY-SA 4.0. Quelle: Wikipedia

Durch den Fraktionswechsel von Elke Twesten verlor die rot-grüne Koalition von SPD und Grünen ihre Mehrheit im Nieder­sächsischen Landtag. Bis dahin hatte die Koalition im Landtag in Hannover mit 69 von 137 Sitzen regiert. Die Oppositions­parteien CDU und FDP hatten zusammen 68 Sitze. Nachdem Minister­präsident Stephan Weil (SPD, siehe auch Diesel-Affäre) vorgezogene Neu­wahlen angekündigt hatte, beschloss der Nieder­sächsische Land­tag am 21. August 2017 seine Selbs­tauflösung mit 135 von 137 Stimmen.

Nächste Landtagswahl:

Wahl

 

Werbung

Fußnoten anzeigen

  1. Quelle: Manfred Güllner: Nichtwähler in Deutschland (PDF), Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2013. Seite 72: Wahlabstinenz: Ursachen und Gründe.
  2. Quelle: Hamburger Abendblatt, FDP bekräftigt: Stehen für Ampel nicht zur Verfügung, 16.10.2017
  3. Quelle: Wikipedia. Siehe auch: Konrad-Adenauer-Stiftung, Auslands­büro Namibia und Angola
  4. Drei Monate zuvor hatte Twestens Kreisverband Rotenburg/Wümme entschieden, sie nicht mehr als Spitzenkandidatin aufzustellen. Quelle: Spiegel Online, Abgeordnete wechselt zur CDU; Rot-Grün in Niedersachsen verliert Mehrheit