Die AfD (Alternative für Deutschland) wurde 2013 als eurokritische Partei gegründet. In den ersten zwei Jahren nach der Gründung schien es unwahrscheinlich, dass sie bei der Bundestagswahl 2017 die Fünf-Prozent-Hürde überspringen könnte.
Doch die Krise der Asylpolitik, hervorgerufen durch die stark ansteigende Zahl an Flüchtlingen im Jahr 2015, brachte der zu diesem Zeitpunkt bereits rechtspopulistisch ausgerichteten Partei massiven Zuwachs an Unterstützern, die überwiegend ehemalige Wähler der Union (980.000 Wähler), der SPD (470.000 Wähler) und der Linkspartei (400.000 Wähler) waren.1
Und so passierte das kurz zuvor noch Unwahrscheinliche eben doch: Bei der Bundestagswahl 2017 erhielt die AfD 12,6 Prozent der Zweitstimmen und zog erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Bei der Bundestagswahl 2021 kann die Alternative für Deutschland neuesten Umfragen zufolge ebenfalls mit zehn bis zwölf Prozent der Stimmen rechnen.
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Entwicklung der Mitgliederzahl der Partei
Aktuell hat die AfD etwa 32.000 Mitglieder. Damit ist die Zahl im vergangenen Jahr erstmals seit 2015 zurückgegangen.2 Zu Beginn des Jahres 2020 gehörten der Partei noch 34.750 Personen an.
In Bezug auf den Frauenanteil belegt die AfD den letzten Platz unter den etablierten Parteien: Lediglich 17,8 Prozent der Mitglieder der AfD sind weiblich. Zum Vergleich: Bei den Grünen liegt der Frauenanteil bei 41 Prozent, bei den Linken bei 36,4 Prozent.
Bundestagswahl 2021: die Spitzenkandidaten der AfD
Auf ihrem Bundesparteitag am 10. / 11. April hatte die AfD zwar ihr Wahlprogramm verabschiedet, aber noch keine Spitzenkandidat*innen für die Bundestagswahl 2021 gewählt.
Wer die Partei in den Wahlkampf führen soll, wurde stattdessen durch eine Mitgliederbefragung entschieden, deren deutliches Ergebnis am 25. Mai bekannt gegeben wurde: Parteichef Tino Chrupalla und Fraktionschefin Alice Weidel kamen auf rund 71 Prozent, während ihre Mitbewerber*innen, Joana Cotar und Joachim Wundrak, nur etwa 27 Prozent erhielten.3
Tino Chrupalla
Tino Chrupalla, Spitzenkandidat der AfD bei der Bundestagswahl 2021
Foto: Olaf Kosinsky. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
Ko-Parteichef Tino Chrupalla bildet seit 2019 gemeinsam mit Jörg Meuthen die Doppelspitze der AfD, zählt aber genau wie die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, zu dessen Gegenspielern. Das Angebot von Joana Cotar, die dem Meuthen-Lager angehört, gemeinsam mit ihr ein lagerübergreifendes Spitzenduo zu bilden, hatte Chrupalla ausgeschlagen.4
Alice Weidel
Alice Weidel ist erneut Spitzenkandidatin der AfD
Foto: Olaf Kosinsky. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
Alice Weidel sympathisiert genau wie Chrupalla mit dem offiziell aufgelösten rechtsextremen „Flügel“ der Partei und galt aufgrund ihrer Machtfülle bereits vor der Abstimmung als natürliche Spitzenkandidatin – schließlich ist sie Ko-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Landeschefin in Baden-Württemberg und Vize-Parteichefin.
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Diese AfD-Politiker wurden 2021 keine Spitzenkandidaten
Joana Cotar
Joana Eleonora Cotar wurde 1973 in Pitești in Rumänien geboren. Nachdem sie ihren Abschluss in Politikwissenschaften und Germanistik an der Universität Mannheim gemacht hatte, arbeitete sie zuerst als Veranstaltungsmanagerin für Finanzinstitute in Deutschland und der Schweiz, dann als selbstständige Projektmanagerin.
Im Januar 2013 trat Cotar, die jahrelang Mitglied der CDU war, der AfD bei. 2017 zog sie über die Landesliste der AfD Hessen in den Bundestag ein; Ende 2020 rückte sie dann als Beisitzerin in die engere Parteispitze auf.
Im April 2021 hatte sich Joana Cotar zusammen mit Joachim Wundrak für die Spitzenkandidatur der AfD beworben, obwohl ihr eine Doppelspitze mit Ko-Parteichef Tino Chrupalla die bessere Lösung zu sein schien, um die Flügelkämpfe innerhalb der Partei zu beenden: „Ost und West, Mann und Frau, sozial und freiheitlich“. Doch Chrupalla hatte das Angebot abgelehnt.
Die in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannte Cotar bezeichnet sich selbst als „eine von den Freiheitlichen“5 und gilt als Anhängerin von Ko-parteichef Jörg Meuthen.6 Dieser hatte ihr seine uneingeschränkte Unterstützung zugesagt.7
Und so war die deutliche Niederlage für Cotar und Wundrak mit nur 27,04 Prozent (Chrupalla und Weidel: 71,03 Prozent) auch ein Rückschlag für den innerhalb der Partei umstrittenen Parteichef. Allerdings nahm nicht einmal die Hälfte der Mitglieder (48,14 %) an der wichtigen Befragung teil.8
Joachim Wundrak
Joachim Wundrak, 1955 in Kerpen geboren, schloss 1980 sein Studium als Diplom-Ingenieur ab und diente 44 Jahre in der Bundeswehr. Der AfD trat der Generalleutnant a. D. im Jahr 2018 bei. Ein Jahr später bewarb er sich um den Posten des Oberbürgermeisters von Hannover – allerdings erfolglos.9 In den Fokus des öffentlichen Interesses geriet er erst mit der Bekanntmachung, die AfD zusammen mit Joana Cotar als Spitzenduo in den Wahlkampf führen zu wollen.
Die Chancen, dass Wundrak und Cotar den Kampf gegen Chrupalla und Weidel gewinnen könnten, waren allerdings von Anfang an gering. Den beiden Außenseitern fehlte es sowohl an Bekanntheit als auch an Machtfülle.10
Joachim Wundrak bleibt weiterhin der niedersächsische Spitzenkandidat der AfD für die anstehende Bundestagswahl. Wie Cotar gehört Wundrak dem moderaten Lager um Parteichef Meuthen an.
Alexander Gauland: Verzicht auf Direktkandidatur
Alexander Gauland wurde am 20. Februar 1941 in Chemnitz geboren. Bevor der promovierte Jurist ab 2012 die Alternative für Deutschland (AfD) als Protest gegen Angela Merkels Euro- und Europapolitik mit aufbaute,11 gehörte er 30 Jahre lang der CDU an. Während seiner Mitgliedschaft in der CDU war er unter anderem Leiter der Hessischen Staatskanzlei unter Walter Wallmann, arbeitete als Herausgeber und Geschäftsführer der „Märkischen Allgemeinen Zeitung” in Potsdam und engagierte sich im konservativen „Berliner Kreis“ der CDU.12
Alexander Gauland ist kein Spitzenkandidat der AfD für die Bundestagswahl 2021
Foto: Superbass. Quelle: Wikimedia. Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 wurde Alexander Gauland über die Landesliste der AfD in den 6. Brandenburger Landtag gewählt und wurde dort Fraktionsvorsitzender. Im April 2017 wurde er gemeinsam mit Alice Weidel Spitzenkandidat der AfD für die Bundestagswahl 2017. Nach dem Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl zog Gauland als Abgeordneter der drittgrößten Fraktion in den Bundestag ein und teilt sich seitdem den Fraktionsvorsitz mit Alice Weidel.
Von 2017 bis 2019 war er zudem neben Jörg Meuthen Parteivorsitzender der AfD. Seine Nachfolge an der Parteispitze trat Tino Chrupalla an. Seit 2019 ist Gauland Ehrenvorsitzender der Alternative für Deutschland.
Verzicht auf die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl und mögliche Nachfolger
Nachdem Alexander Gauland im Februar 2019 erstmals öffentlich über das Ende seiner politischen Karriere sprach,13 kam die Frage auf, wer seine Nachfolge als möglicher Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2021 antreten könnte. Laut der Deutschen Presse-Agentur wurde Tino Chrupalla im September 2019 parteiintern bereits als möglicher Nachfolger Gaulands an der Parteispitze der AfD gesehen.14
Im Februar 2021 gab Gauland bekannt, dass er bei der Bundestagswahl 2021 erneut kandidieren wolle, aber nicht als Direktkandidat, sondern als Kandidat auf der Landesliste.15 Würde der 80-Jährige nach zwei Jahren altersbedingt ausscheiden, gäbe es über die Liste einen Nachrücker und das Mandat ginge nicht verloren wie bei einem Direktmandat. Am 20. März 2021 wurde Gauland auf dem Landesparteitag in Frankfurt (Oder) mit 192 der 290 gültigen Stimmen auf Platz 1 der AfD-Landesliste gewählt.
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Erfolge bei den vergangenen Landtagswahlen
Besonders gut konnte die Alternative für Deutschland bei den Landtagswahlen in den fünf neuen Bundesländern abschneiden:
- Bei der Landtagswahl in Sachsen 2019 holte die AfD 27,9 Prozent der Stimmen und wurde hinter der CDU (32,1 %) zweitstärkste Kraft. Bei der Wahl 2014 konnte die AfD 9,7 Prozent der Stimmen für sich gewinnen.
- In Sachsen-Anhalt stimmten bei der Landtagswahl 2016 24,3 Prozent der Wähler für die AfD. Stärker war nur die CDU mit 29,8 Prozent der Stimmen.
- Auch bei der Landtagswahl in Brandenburg 2019 konnte die Partei ein gutes Ergebnis einfahren: Mit 23,5 Prozent der Stimmen landete sie nur knapp hinter der SPD (26,2 %) auf Platz zwei. Bei der Wahl 2014 holte die AfD 12,2 Prozent.
- Ähnlich sah das Ergebnis der AfD bei der Landtagswahl in Thüringen 2019 aus, bei der die Partei auf 23,4 Prozent der Stimmen kam. Sieger der Wahl wurde die Linke mit 31 Prozent. Bei der Wahl 2014 landete die AfD mit 10,6 Prozent hinter der CDU, der Linken und der SPD auf Platz vier.
- In Mecklenburg-Vorpommern holte die Partei bei der Landtagswahl 2016 20,8 Prozent der Stimmen und landete knapp vor der CDU (19,0 %) und deutlich hinter der SPD (30,6 %) auf Platz zwei.
Zweistellige Ergebnisse konnte die AfD auch in Berlin 2016 (14,2 %), in Hessen 2018 (13,1 %) und in Bayern 2018 (10,2 %) einfahren. Am schlechtesten schnitt die Partei bei Landtagswahlen in Norddeutschland ab: Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg schaffte sie mit 5,3 Prozent der Stimmen nur knapp den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. In Schleswig-Holstein holte sie lediglich 5,9 Prozent, in Bremen 6,1 Prozent und in Niedersachsen 6,2 Prozent der Stimmen.
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Wahlprogramme der AfD
Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2021
Das neue Bundestagswahlprogramm der AfD wurde am 20. Mai 2021 veröffentlicht und kann hier als PDF heruntergeladen werden:
- Deutschland. Aber normal. Programm der Alternative für Deutschlandfür die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag (PDF, 103 Seiten)
Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2017
Der Beschluss des Wahlprogramms für die Bundestagswahl 2017 fiel auf dem Bundesparteitag, der vom 22. bis 23. April in Köln stattfand. Der Inhalt des Programms kann hier nachgelesen werden:
Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2013
Auf ihrem Gründungsparteitag am 14. April 2013 in Berlin beschloss die Partei ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl. Das Wahlprogramm der AfD kann unter diesem Link als PDF heruntergeladen werden:
Grundsatzprogramm der AfD
Das Grundsatzprogramm der AfD trägt den Namen „Programm für Deutschland“ und wurde auf dem AfD-Bundesparteitag am 1. Mai 2016 in Stuttgart beschlossen. Das komplette Programm der AfD können Sie hier als PDF herunterladen:
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Alle Parteien:
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- tagesschau.de (ARD), Bundestagswahl 2017: Wählerwanderungen (Infratest dimap), abgerufen am 12.04.2021
- tagesschau.de (ARD), Erstmals seit fünf Jahren: Mitgliederschwund bei der AfD, 25.01.2021
- Tagesschau.de, Wahlkampf der AfD: Weidel und Chrupalla sind Spitzenkandidaten, 25.05.2021
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, General-Probe im AfD-Richtungsstreit, 08.05.2021
- Hessischer Rundfunk/hessenschau.de, Joana Cotar: Diese Hessin will AfD-Spitzenkandidatin werden, 10.04.2021
- Spiegel Online, AfD will noch keine Spitzenkandidaten für Bundestagswahl bestimmen, 10.04.2021
- Süddeutsche Zeitung/dpa, AfD nimmt Anlauf für den Wahlkampf – 600 Delegierte erwartet, 10.04.2021
- ZDF.de, Weidel und Chrupalla als Spitze: AfD-Basis will keine Mäßigung, 25.05.2021
- Bayerischer Rundfunk, Bundestagswahl: Der interne Vorwahlkampf der AfD, 10.05.2021 (seit Mai 2022 nicht mehr verfügbar)
- Zeit.de, Joachim Wundrak und Joana Cotar bewerben sich als AfD-Spitzenteam, 04.05.2021
- Die Welt, Euro-Politik: Enttäuschte CDU-Politiker gründen Wahlalternative, 04.10.2012
- Der Tagesspiegel, AfD-Chef Alexander Gauland: Der Radikale, 04.06.2018
- Die Welt, Gauland spricht über seinen Rückzug aus der Politik, 24.02.2019
- ZDF, AfD im Bundestag: Fraktion bestätigt Weidel/Gauland, 24.09.2019 (seit März 2022 nicht mehr verfügbar)
- Zeit Online, Gauland will wieder für den Bundestag kandidieren, 08.02.2021